MVP steht für Minimum Viable Product. Hier im Bild steht das ausgeschrieben an einer Tafel

Lean Startup in der Praxis

Innerhalb von nur zwei Tagen entwickelt, in den folgenden zwei Wochen Daten gesammelt und innerhalb von zwei Monaten umfassende Erkenntnisse gewonnen und eine Produktstrategie entwickelt. Nun möchten wir unsere Erfahrungen aus einem aktuellen Projekt teilen und Einblicke geben.

Normalerweise entwickeln wir bei uns in der IT-Projektschmiede Apps und Webanwendungen für und mit Startup-Teams, die einen technischen Partner wie uns suchen. Sie wollen aus ihrer Idee eine Lösung entwickeln. Die Startup-Mentalität sorgt aber auch dafür, dass wir es nicht lassen können eigene Produkte zu entwickeln, wenn uns eine Idee nicht mehr loslässt. So ist es auch vor Kurzem passiert, als uns ein Bekannter seine Idee einer Event-Matching Lösung gepitcht hat. Wir waren sofort begeistert und wollten nicht lange abwägen, sondern schnell herausfinden, welches Potenzial hinter der Idee steckt.

Die Ausgangslage

Nico – so heißt der Bekannte (einige kennen ihn vielleicht von der Startbahn27 in Schweinfurt), hatte selbst das Bedürfnis mehr aus Netzwerkveranstaltungen herauszuholen, denn häufig plagten ihn Fragen, wie: Wer sind die anderen Teilnehmer? Wen sollte ich ansprechen? Wie kann ich mich im Nachgang vernetzen? 

Seine Lösung, die er im Kopf hatte war relativ umfangreich. In der Umsetzung hätte somit die Gefahr bestanden, viel Entwicklungsarbeit in die Idee zu investieren, ohne zu wissen, ob überhaupt ein Bedarf und ein Markt für die Lösung besteht. Dazu kam noch, dass er sich nicht alleine an die Umsetzung machen wollte. Wir waren schnell an Bord und nachdem wir vielen Teams, mit denen wir zusammenarbeiten immer wieder die Lean Startup Herangehensweise nahelegen, ging es auch darum uns selbst zu beweisen, dass wir nicht nur entwickeln können, sondern Lean Startup selbst erfolgreich anwenden können.

Den Lean Startup Zyklus haben wir aktuell einmal durchlaufen. Die Ergebnisse sind vielversprechend, sodass wir zuversichtlich sind euch bald mehr zum Produkt erzählen zu können. Im folgenden wird beschrieben, was wir bislang erreicht haben. 

Schritt #1 MVP Entwicklung

Das Kitzeln in den Fingern, nach dem ersten Gespräch etwas zu entwickeln war groß. Zuvor hieß es aber erstmal klassisch zu schauen, welche Funktionen wirklich essenziell sind, um den gewünschten Mehrwert für die Nutzer zu erreichen. Aus der umfangreichen Idee wurde so schnell klar, dass es eigentlich nur eine Funktionalität für die Veranstaltungsbesucher benötigt: eine digitale Gästeliste. In diese sollten sich alle eintragen können und Kontaktinfos hinterlegen, um sich mit anderen Besucherinnen und Besuchern vernetzen zu können. Somit konnte das erste MVP auf eine schnell entwickelbare Lösung heruntergebrochen werden, die wir anschließend in zwei Tagen entwickelt haben.

Michael und Florian bei der Planung des MVP

Schritt #2 Messung

Oft kommt es vor, dass man im Lean Startup einen hohen Aufwand in die MVP-Entwicklung steckt und anschließend relativ sporadisch Feedback sammelt. Aus unserer Sicht ist es der am häufigst begangene Fehler, dass der Phase des Messens und des Lernens kaum Beachtung geschenkt wird – Dabei ensteht hier erst der große Mehrwert des Prozesses. Aus diesem Grund gewichten auch wir diese Phasen höher, als die Entwicklungsphasen und im Fall der Event-Matching-Lösung sammelten wir in den zwei Wochen nach Fertigstellung des MVP auf verschiedenen Wegen Daten und Feedback:

  • Mündliches Feedback wurde auf einem digitalen Whiteboard gesammelt
  • Alle Teilnehmer wurden gebeten an einer schriftlichen Umfrage teilzunehmen
  • Das Verhalten der Nutzer wurde anonym getrackt und im HInblick auf Nutzungsdauer, Klicks, Zeitpunkt der Nutzung usw. gesammelt und ausgewertet
  • Wir waren vor Ort dabei, wenn die Lösung verwendet wurde und sammelten aus der Beobachtung heraus neue Erkenntnisse

Ein praktischer Zufall in diesem Projekt war es, dass die Mess-Phase direkt im Anschluss der Entwicklung beginnen konnte, denn spontant hatten wir wenige Minuten nach der Fertigstellung die Möglichkeit das MVP auf einer Gründungsveranstaltung zu pitchen und zu testen. Insgesamt folgten in den nächsten zwei Wochen weitere 5 Veranstaltungen mit über 80 Testpersonen. 

Schritt #3 Lernen

Generell waren die Ergebnisse der Tests schon viel besser, als wir es erwartet hatten. Gerade die Einfachheit durch die Fokussierung auf eine zentrale Funktionalität war oft der Grund, warum wir das Feedback bekamen, dass die Lösung bereits den Mehrwert bringt, der mit der ursprünglichen Idee erreicht werden sollte. 

Aber auch wenn das MVP bereits gutes Feedback bekam und bereits von Veranstaltern angefragt wurde, konnten eine Vielzahl von Erkenntnissen und Learnings gesammelt und daraus die Idee weiterentwickelt werden. Aus diesen Ergebnissen entstand die Strategie für die erste Produktversion, die wir nun entwickeln werden. 

Fazit

Auch wenn unser Team besonders in der Softwareentwicklung seine Stärken hat, wissen wir aus eigener Erfahrung, dass die Entwicklung eines MVP nicht zu umfangreich werden darf. Was zunächst einfach und logisch klingt, benötigt in der Praxis aber eine gute Planung. Ziel ist es das erste MVP schnell zu  entwickeln, sinnvolle Informationen zu messen und die richtigen Rückschlüsse zu ziehen. 

Folgende Tipps können wir aus unseren Erfahrungen mitgeben:

  • Umfangreiche MVPs haben den Nachteil, dass es schwieriger ist gezielt Feedback zu sammeln und das Gelernte in der nächsten Weiterentwicklung umzusetzen. (Keep it simple)
  • Die Phasen Messen und Lernen sollten genug Zeit und Aufmerksamkeit bekommen und während dieser Zeit sollte keine weitere Entwicklung erfolgen.
  • Manchmal stellt man fest, dass eine einfachere Lösung als die ursprüngliche Lösungsidee auch reicht, um den Mehrwert zu erreichen.

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